Mit Fahrrad die Karpfentour in und um Peitz entdecken
Peitz als Festungsstadt
Los geht die Peitzer Karpfentour am Peitzer Festungsturm. Eine Perle der Stadt bei Cottbus ist der „Dicke“, der Festungsturm. Es ist das Überbleibsel einer einst beeindruckenden Festung. Im 16. Jahrhundert wurde die von Markgraf Johann von Küstrin erbaut und war 1563 fertig. Peitz gehörte zu den drei Festungsstädten der Mark Brandenburg. In einer Ausstellung in den historischen Gemäuern erfährt der Besucher mehr über die Geschichte dieses weithin sichtbaren und sanierten Gebäudes. Dass die Peitzer Festung nie eingenommen wurde, hängt aller Wahrscheinlichkeit nach auch mit dem Peitzer Teichgebiet zusammen. Die großen Wasserflächen, die der Kleinstadt vorgelagert sind, wurden damals angelegt. Sie werden seitdem mit Spreewasser gespeist. Der Markgraf sah in den Teichen einen guten Schutz gegen Feinde. Zudem nutzte er das Wasser für die Fischzucht.
Herrenhaus, Holländerwindmühle und Hüttenwerk rund um Peitz
Von dort aus führt der Weg vorbei an dem Festungsweg in Richtung Lieberoser Tor. Vorher geht es auf die Straße „Um die halbe Stadt“. Dort kommen wir auf dem Weg nach Ottendorf am Gut Luisenruh vorbei. Das Herrenhaus, das 1777 fertiggestellt wurde, dient heute als Wohnhaus. In den neunziger Jahren wurde es komplett saniert und war danach kurzzeitig ein Erlebnis-Gastronomiekomplex. Von hier aus führt der Radweg durch Felder und Wiesen zur Turnower Mühle. Die gut erhaltene Mühle wurde 1860 erbaut und ist heute immer noch intakt. Es ist eine Holländerwindmühle, heute mit Elektrokraft betrieben. Aufangs des 19. Jahrhunderts erwarb die Familie Dubrau das Gelände und nutzt es bis heute. In der Mühle ist der Hand-Aufzug für Personen besonders interessant. Seit 2012 kümmert sich Steffen Dubrau um das Wahrzeichen von Turnow, er ist die 5. Generation der Dubraus. In dem Jahr wurde auch ein Mühlen-Förderverein gegründet.
Von der Mühle aus ist es nur ein kurzer Weg zum Badesee Garkoschke. Am Hammergraben entlang geht es zurück nach Peitz (Ottendorf). Über die Triftstraße gelangt man zu einem weiteren Peitzer Wahrzeichen: zum Hüttenwerk. Dieser Komplex atmet Industrie- und Fischereigeschichte.
Von Eisenhütte bis Klemmkuchen
Bereits 1658 wurde der erste Hochofen in der Eisenhütte Peitz fertiggestellt. Rings um Peitz wurde Raseneisenstein gefunden und zur Verhüttung genutzt. Allerdings erwies sich das Ausgangsmaterial zum Gießen von Kanonenrohren als ungeeignet, Kanonenkugeln dagegen wurden produziert. Nach der Schleifung der Festung in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts wurde das Eisenhüttenwerk zur Herstellung ziviler Eisenprodukte genutzt. Bei heutigen Festen auf dem Hüttenwerksgelände wird der Hochofen angefeuert und Klemmkuchen gebacken. Die Hochofenhalle ist im Zustand des 18. Jahrhunderts. In den Nebenräumen befinden sich das Eisenhütten- und das Fischereimuseum. Das Hüttenwerk befindet sich am Hälterteich. Dieser ist einer der drei großen Speisekarpfenteiche des Peitzer Fischereibetriebes.
Karpfenwochen und Karpfenernte in den Peitzer Teichen
Alljährlich wird das Ufer des 145 ha großen Gewässers zum Schauplatz für die Arbeit der Fischer. Der Große Fischzug am Hälterteich findet auch dieses Jahr wieder am letzten Oktoberwochenende statt. An zwei Tagen kann man den Fischern zuschauen, wie sie Karpfen ernten. Das Herausholen der Breitmäuler mit dem Baumkescher, das Auswählen nach Gewicht und Fischart auf dem „Laufsteg für Fische“, das Verladen und der Transport auf den Fischereihof, der sich hinter dem Hüttenwerk befindet, sind dann im Fokus der Betrachter. Dazu kann hier dann nach Herzenslust Fisch geschlemmt werden, es gibt Geschenke zu kaufen und für die jüngsten Besucher drehen sich Karussells. Das ist der Höhepunkt der Karpfenwochen, die jetzt schon seit dem
19. September laufen. Außergewöhnliche Teichführungen, Vorträge und vor allem besondere kulinarische Angebote in vier Peitzer Restaurants und Geschäften, in Turnow, Tauer und Wilmersdorf rücken das Thema „Karpfen“ in den Mittelpunkt.
Die Maustmühle am Wegesrand
Vom Hälterteich aus starten wir auf dem Maustmühlenweg entlang des Hammergrabens einen Ausflug nach Maust. Wenn man den Ortsteil von Teichland erreicht, trifft man zuerst auf die Maustmühle. Hier ist schon zu Festungszeiten für Peitz Korn gemahlen, Öl gepresst und Holz gesägt worden. Die Geschichte der Mühle begann schon im 14. Jahrhundert. Weil die Knechte beim Mahlen warten mussten, entstand eine Bierstube in der Mühle. Daraus entwickelte sich das Gasthaus. Das erste eigenständige an diesem Standort wurde 1909 nach dem Wiederaufbau eines davor abgebrannten Gebäudes eröffnet. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Maustmühle mit ihren großen Café-Gärten am Ufer des Neuendorfer Oberteiches zu einer Pilgerstätte für Ruhe suchende Städter. Heute kann man hier nicht nur gut speisen, dabei die Natur genießen, sondern in der Pension auch nächtigen, und man kann von hier aus auf dem Hammergraben Richtung Peitz paddeln. Zudem können Neugierige das wieder errichtete Mühlrad und die kleine Mühlenausstellung bestaunen.
Imposante Kühltürme
Nun geht es noch mal zurück nach Peitz. Vom Hüttenwerk aus führt ein Radweg entlang des Hälterteiches zum Bahnhof Peitz Ost. Hier hat man das Kraftwerk Jänschwalde zum Greifen nah. Auf der einen Seite der wunderbare Blick auf die einmalige Teichlandschaft mit der reichen Vogelwelt, auf der anderen Seite die imposanten Kühltürme des Kraftwerkes, unter denen die kleinen Peitzer Karpfen im Winter in Hälterbecken ein warmes Zuhause haben. Auf manchem Hochspannungsmast kann man große Horste entdecken. Hier haben sich Fischadler niedergelassen. Über die Dammzollstraße gelangen wir zurück in die Peitzer Innenstadt, zum Marktplatz mit dem Rathaus mit Zinnenfassade.
Autor: Marion Hirche