Aus dem Ei gepellt

Aus dem Ei gepellt Single
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Dorothea Tschöke gilt als Koryphäe, wenn es um das Verzieren von Ostereiern geht. Wir haben einen Blick in ihre Sammlung werfen dürfen.
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Sabrodt. Diese Frau hat einen besonderen Blick. Den Eierblick. Überall sucht sie nach neuen  Kuriositäten rund ums Ei – auf Flohmärkten, im Internet, auf Reisen. Ob Ostereier, Weihnachtseier, Liebeseier, Puzzleeier, Eierfiguren, Eierbecher, Eierwärmer oder frivole Eier: Dorothea Tschöke besitzt Hunderte Exponate. Die schönsten präsentiert sie der Öffentlichkeit in ihrem 2002 eröffneten Ostereiermuseum, das innerhalb ihres Sabrodter Vierseitenhofes beheimatet ist. „Die Idee dazu kam mir schon 1984, als ich im Fernsehen eine Sendung über ein Nachttopf-Museum sah“, erzählt die 68-Jährige, die am diesjährigen Schalttag eigentlich erst ihren 17. Geburtstag feiern konnte.

Wenn Dorothea Tschöke dort Besucher empfängt, erklärt sie, was sich Menschen im Zusammenhang mit dem Ei so alles einfallen lassen. Dabei zeigt sie auf so manche Vitrine mit ungewöhnlichen Eier-Exponaten. Wo Hühnerprodukte ausgehöhlt und mit Landschaftsbildern versehen sind. Von Eiern, die mit einer Spieluhr ausgerüstet sind, oder von Rieseneiern, in denen sich Kinder verstecken können. Dazwischen immer wieder auch Exponate zum Spielen – etwa das Sabrodter Wackelei oder eine Eier legende Henne. „Ich denke mir viele Spiele selbst aus. Das gefällt Groß und Klein“, erzählt Dorothea Tschöke. Und zwischen den ganzen Kuriositäten findet sich sogar ein Senftenberger Ei – ein zusammenklappbarer Kunststoff-Sessel, der mittlerweile Kultstatus erreicht hat.

Leidenschaftliche Sammlerin

Eine weitere Attraktion im Ostereiermuseum ist die jährliche Präsentation der Siegereierkollektionen des Bautzener Ostereier-Wettbewerbes, eine Leihgabe des Förderkreises für sorbische Volkskultur. In der Ausstellung lernt man zudem Bräuche rund ums Ei wie hessische Eier, Eisenacher Binseneier, Frieseneierbaum und fränkische Eierbrunnen kennen. Eines der ältesten Ausstellungsstücke ist eine Flohfalle in Form eines Eis aus dem 19. Jahrhundert. Eines, auf das Dorothea Tschöke besonders stolz ist, ist ein mit Patent versehenes Holzei. „Lange Zeit wusste ich nicht seinen Zweck. Bis ein Besucher mir erzählte, dass diese Eier früher zum Repassieren – zu Deutsch: Kunststopfen von Strümpfen genutzt wurden.“ In solchen Momenten kann die leidenschaftliche Sammlerin eine Wissenslücke füllen. Oder sie findet das noch fehlende Teil einer Sammlung, z.B. die Wachteleischere mit dem Hahn darauf, passend zur Schere mit Henne. Dann schließt sich endlich ein Kreis. „Oft kommen Besucher wieder und bringen Neues rund ums Ei mit und wir tauschen. So wie mit der Politikerin Regine Hildebrandt. Auch sie war eine begeisterte Eiermalerin und für acht Stunden mein Lehrling“, erzählt die Sabrodterin.

Wer das Ostereiermuseum besuchen möchte, sollte sich vorher anmelden. Weitere Infos unter www.ostereiermuseum.de.
Quelle: privat

Auf Bestellung verziert sie auch Eier zum Beispiel zur Verlobung, Geburt oder Hochzeit, restauriert Erbstücke, verhilft alten Mustern auf Eiern zu neuem Farbglanz oder schafft nach Vorlage Duplikate. Hinter Glas hat sie ihre schönsten Exponate ausgestellt, viele mit Sprüchen darauf, wie zum Beispiel: Wo in Deutschland sitzt man weder kalt noch warm? Die Antwort: In der Lausitz. Das Bonmot stammt von Fürst Pückler. Ein Nachkomme des berühmten Fürsten hat sich in einem ihrer zahlreichen Erinnerungsbücher mit den Worten verewigt: „Nur die Eier von Fabergé sind schöner.“

Die Lausitz deutschlandweit bekannt machen

Nach der Schule machte Dorothea Tschöke erst eine Ausbildung zur künstlerischen Textilgestalterin und anschließend zahlreiche Weiterbildungen zu sorbischer Kultur und Tourismus. Sie reiste als Botschafterin für die Lausitz im Allgemeinen und für die Sorben im Speziellen durch viele Länder, gründete die Domowina-Ortsgruppe in Sabrodt und den „Lausitzer Heimatverein e.V.“, machte sich als Expertin zum Thema sorbische Ostereier einen Namen und veröffentlichte dazu u.a. in Museumskatalogen. Die Reisen sind mit den Jahren zwar etwas weniger und nicht mehr ganz so lang geworden. Nach wie vor aber präsentiert sie die Lausitz und ihre Volkskunst zusammen mit dem Heimatverein bei Messen und Veranstaltungen in ganz Deutschland, stilecht in sorbischer Tracht, wovon sie rund ein Dutzend verschiedene Modelle besitzt. „Unser Frauennetzwerk Lausitz  hat verschiedene Sammlungen je nach Jahreszeit: Stickmustertücher berühmter Persönlichkeiten, sorbische Sagen auf Seide, Serviettensammlung für Bastler und Kreative, textile Kalender der letzten 50 Jahre und, und, und. Die Lausitz hat viel zu bieten. Es steckt so viel Fleiß, Geld und Lebenszeit in diesen Sammlungen. Diese zu fördern, zu erhalten und zu verbreiten ist mir sehr wichtig“, so die Sabrodterin. Und dazu gehört nicht zuletzt auch das Osterei in all seinen verschiedenen und farbenfrohen Variationen.

 (jr)