Pückler der Landschaftsgärtner – So wurde aus einer Wüste eine Oase!

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Hermann Fürst zu Pückler-Muskau begann vor 175 Jahren in Branitz bei Cottbus aus einem öden, sandigen Landstrich einen Landschaftspark zu schaffen, der bis heute zu einem der schönsten Parkanlagen Europas zählt. Wie er aus der "Wüste" eine "Oase" schuf, haben wir uns vom Experten erklären lassen. Dieser gibt auch so manchen Tipp für einen herbstlichen Ausflug.
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Experten-Tipps

Christoph Haase, Foto: C. Winn-Janetz

von Christoph Haase, Referent Gartendenkmalpflege und Projektleiter Baumuniversität bei der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

Der Branitzer Park feiert in diesem Jahr seinen 175. Geburtstag. Wie sah er wohl aus, als Fürst Pückler begann, ihn anzulegen? Die Raumwirkung damals war eine ganz andere, weil die Bäume wesentlich kleiner waren. Als Pückler zu pflanzen begann, pflanzte er erst einmal auf Masse. Das bedeutet, dass er eine Baumgruppe mit ganz vielen Baumarten bestückte, also auch mit schnellwachsenden Bäumen wie der Pappel, die er mit den Jahren wieder herausgenommen hat. Aber durch seine Großbaumverpflanzung gab es damals auch schon 15 bis 20 Meter hohe Bäume. Pückler hatte alles schon im Kopf, als er in diese ebene, sandige, trockene Fläche mit schlechtem Boden nach Branitz kam. Indem er verschiedene Gewässer aushob, nutzte er den Aushub, um das Gelände zu modellieren. Das ist ihm genial gelungen, weil wir das ja gar nicht mitbekommen.

Welche Bäume ließ er hier pflanzen?

Vor allem Stiel-Eiche, Rot-Buche und Hainbuche. Aber auch Ulme, Linde und Nadelgehölze. Pückler gab heimischen Gehölzen den Vorzug und setzte nur an besonderen Stellen Akzente durch besonders farbige Gehölze wie die silbrig schillernde Grau-Pappel oder purpurne Blut-Buche. Die prominentesten Bäume im Branitzer Park sind die Blut-Buche, die Platane im Pleasureground und die mächtigen Eichen in den Baumgruppen auf der Schlosswiese. Das sind noch Pücklersche Bäume. Die meisten Exoten, die heute noch vorhanden sind, wurden allerdings nach Pücklers Tod gepflanzt.

Wie ließ er sie pflanzen?

Etliche der damals gepflanzten Bäume hatten bereits eine beachtliche Größe. Da
Pückler schon in kurzer Zeit bildwirksame Baumkulissen in seinem Park erschaffen wollte, ließ er große Bäume anderswo ausgraben und hier wieder einpflanzen. Ein aufwendiges Unterfangen, bei dem eine von Pferden
gezogene Baummaschine eingesetzt wurde. So wurden etliche hunderte Großbäume in den Branitzer Park gepflanzt. Beim Transport kam es dann schon mal vor, dass Baumkronen nicht durch die Straßen passten und Fensterscheiben
zu Bruch gingen. Zugleich legte Pückler aber auch große Baumschulflächen an und sogar „Baum-Universitäten“, um den Bedarf an Gehölzen zu decken. Heute können Sie so eine Baummaschine noch in der Schlossgärtnerei betrachten und sich zu Pücklers Gestaltungsprinzipienin der Dauerausstellung im Schloss und im Besucherzentrum informieren.

Haben Sie einen Lieblingsbaum im Branitzer Park?

Ja, die mächtige Linde am Schwarzen See, mit ihrem markanten rechtwinklig abzweigenden Starkast. Die stammt wahrscheinlich sogar noch aus der Barockzeit, also aus der Zeit vor Pückler. Sie ist eine der ältesten und ehrwürdigsten Bäume im Park.

Einen Tipp für das ultimative Fotomotiv im Herbst?

Der Tumulus ist das Fotomotiv schlechthin. Wenn ich aber ein Motiv suche, wo
ich sowohl das Schloss als auch Gewässer und malerische Baumgruppen draufhabe, dann ist vor allem in den frühen Morgenstunden der Blick vom Kugelberg zum Schloss zu empfehlen. Eigentlich ein Klassiker.

Linde an der Landpyramide im Branitzer Park Foto: Christoph Haase,

Welche Herbstspaziergangsrunde würden Sie empfehlen?

Zuerst zeitig aufstehen, um das Morgenlicht mitzunehmen. Und dann von der Gutsökonomie zur Parkschmiede, um die Schmiedewiese zum Schwarzen See, den Mondbergen, weiter zum Heiligen Berg mit der Wolfschlucht, um den Schilfsee und in die Schlossgärtnerei, wo die Stauden ihr Herbstkleid zeigen. Wer eine weitere Runde bevorzugt, lässt natürlich die Pyramiden nicht aus. Für einen Spaziergang mit Kindern empfehle ich unsere Parkrallye, bei der Kinder rätselnd den Park entdecken können.

Und auf welcher Bank macht man die schönste Pause bei einem Spaziergang?

Auf der Rundbank auf dem Hermannsberg. Von dieser höchsten Stelle im Park hat man einen wunderbaren Blick auf die Pyramidenebene

 

„Herbst im Branitzer Park – das ist eigentlich die schönste Jahreszeit, weil es dann ein einzigartiges Farbenspiel gibt. Und das ist jede Woche anders: Das fängt an mit den Bäumen, deren Laub sich schon zeitig färbt, bis hin zu einer richtigen Farbenexplosion, wenn alles bunt ist. Dann stechen bestimmte Bäume wie die Rot-Eichen besonders hervor, die wie Fackeln leuchten. Ja, und in Branitz natürlich der mit Wein berankte Tumulus, die Seepyramide. Das ist DAS Fotomotiv: Der Tumulus in roter Laubfärbung.“

Christoph Haase

Das Interview führte Catrin Winn-Janetz

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