Historische Schätze aus Burg

Historische Schätze aus Burg Single
Mirjam Paesch sammelt seit 15 Jahren Postkarten aus ihrer Heimat. Die zahlreichen Fundstücke hat sie 2015 im Buch „Grüße aus Burg im Spreewald“ veröffentlicht. Kürzlich ist die neunte Auflage des Werkes erschienen.
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Angefangen hat alles 2005 – mit einem nicht dekorierten Schaufenster des elterlichen Schreibwaren-Ladens in Burg. „Wir brauchten eine interessante Fenstergestaltung“, erinnert sich Mirjam Paesch. Da kam ihr nach einigem Überlegen die Idee, das Schaufenster mit Postkartenmotiven aus ihrem Heimatort zu dekorieren. Und sie begann zu sammeln. Mit Erfolg: Denn über die Jahre hat sich ihre Postkartensammlung zu einem umfangreichen historischen Band zur Gemeinde Burg im Spreewald entwickelt.

Komplett in Eigenregie

Auf die Idee, ihre Postkarten schließlich in einem Buch zu veröffentlichen, kam sie 2015 – pünktlich zum 700. Jubiläum der Gemeinde Burg. „Damals erhielten alle Geschäftsleute einen Brief mit welchem angefragt wurde, wie sie sich an den Jubiläumsfeierlichkeiten beteiligen wollen“, so Mirjam Paesch.

Ihre Eltern gaben ihr schließlich den Tipp, ihre Postkarten-Sammlung in Buchform zur Verfügung zu stellen. „Ich habe dann ‚Ja‘ gesagt, ohne zu wissen, was da auf mich zukommt.“ Denn die Autorin veröffentlichte ihr Werk komplett in Eigenregie; Das Layout, die Korrektur und den Satz übernimmt sie selbst. „Das Einzige, was ich brauchte, war eine Online-Druckerei.“ Acht Auflagen mit je 50 Exemplaren des Buches hat die Herausgeberin dabei schon verkauft. Während es das erste Postkartenbuch mit dem Titel „Grüße aus Burg im Spreewald“ bereits auf 137 Seiten brachte, hat sich die Seitenzahl in der neuesten  Auflage auf 272 verdoppelt. Insgesamt 485 Einzelmotive aus den Jahren 1898 bis 1989 sind in der neunten Auflage abgebildet. „Und alle davon zeigen ausschließlich Motive aus Burg.“ Bei ihrem Hobby setzt die Sammlerin vor allem auf das weltweite Netz. „Es gibt auch interessante Sammlerbörsen,  zu denen man hinfahren und sich dort bei Händlern durch viele Karten arbeiten kann. Aber ich persönlich bevorzuge den weniger zeitaufwendigen Online-Handel“, erklärt sie.

Als Philokartistin, wie Fachleute dieses Hobby nennen, muss sie sich bei ihrer Suche nach neuen Motiven meist gegen zahlreiche Sammler anderer Genres durchsetzen. „Briefmarkensammler, Eisenbahnsammler, Militaria-Sammler“, zählt sie auf.  Mit der Zeit hat die Sammlerin dabei Routine entwickelt. „Es gibt Postkarten, die sind Massenware und so häufig, dass diese Motive bereits alle Bestandteil meiner Sammlung sind“, sagt sie.

Aus der ganzen Welt

Aber auch heute noch findet Mirjam Paesch etwa alle drei Wochen neue Postkartenmotive – zumindest im Schnitt. „Manchmal sieht man wochenlang nichts Neues  und dann kommen plötzlich viele interessante Angebote kurz hintereinander.“ Die historischen Postkarten mit Motiven aus der Spreewaldgemeinde werden von Händlern aus der ganzen Welt angeboten. „Die weiteste kam aus Kanada“, erzählt sie, aber auch aus Wales oder vielen Teilen Deutschlands hat sie schon Karten erworben. Einst als Postkartengrüße aus dem Spreewald in die weite Welt hinausgeschickt, werden die Karten heute z.B. in Nachlässen gefunden und privat oder durch Händler verkauft.

So mancher Schatz

Dabei hat die Sammlerin so manches Mal auch einen richtigen Schatz geborgen. In ihrem Buch ist beispielsweise eine originale Postkarte des Cottbuser Heimatdichters Ewald Müller vom 4. Juni 1914 abgebildet. In dessen Text geht es um die ersten Heimatspiele in Burg, bei denen vor über 100 Jahren mit „Der heimliche König“ auch ein Werk des Dichters auf dem Programm stand. „Er hat seinem Neffen geschrieben, wie der Verlauf der Vorführung war“, gibt Mirjam Paesch  den Inhalt der Postkarte wider. „Das ist ein richtiges Highlight, eine Situationsbeschreibung direkt aus dieser Zeit.“ Anhand  anderer  Postkarten sieht man wiederum, wie sich Burg im Spreewald bereits Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Touristenmagnet entwickelte. Nicht wenige der Reisefreudigen kamen ausschließlich wegen der schönen Kirchgangstrachten der Frauen mit den außergewöhnlich großen Burger Hauben in den Spreewald. „Durch die ersten Urlaubsregelungen in der Weimarer Republik wuchsen das Interesse am Reisen und die Nachfrage der Großstädter aus Berlin und Dresden nach touristischen Angeboten.

Nach Fertigstellung der Spreewaldbahn im Jahre 1898 und dem damit verbundenen Anschluss des Dorfes an das Netz der Ferneisenbahnen konnten durch neu gegründete Reisebüros jetzt auch erschwingliche Kurz- und Tagesfahrten in den Spreewald angeboten werden“, weiß Mirjam Paesch. Schwierig ist es oftmals herauszufinden, aus welchem Jahr die jeweilige Postkarte stammt. Dafür hat die Sammlerin mittlerweile mehrere Anhaltspunkte gefunden:  „So war die Adressseite der Ansichtskarte früher ausschließlich für Briefmarke, Poststempel und Adressierung bestimmt.  Mitteilungen mussten auf die Bildseite geschrieben werden. Dies änderte sich für Inlandspostkarten ab 1905 und 1907 für Karten in das Ausland mit der Vorschrift, die Adressseite der Ansichtskarte zu teilen, wobei nunmehr  die linke Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand.“Um das Alter noch etwas genauer zu bestimmen, helfen die Recherche in alten Werbeprospekten und Chroniken, aber auch kleinere Details, wie etwa die modischen Trends der damaligen Zeit.  Obwohl ihr Werk im Spreewald ein zeitgeschichtliches Einzelstück ist, möchte die Burgerin das nicht an die große Glocke hängen: „Das Buch ist kein Harry-Potter-Roman, ich mache auch keinen Gewinn. Es ist einfach mein Beitrag zur Geschichte des Ortes.“

 

TIPP

Die neunte Auflage des Postkartenbuchs „Grüße aus Burg im Spreewald“ ist für 22,99 Euro im Schreibwarengeschäft Paesch in Burg oder über Postversand zu erhalten.