Das Venedig des Nordens – Ein Bericht über das Spreewälder Original Klaus Haufe
Burg (Spreewald). Klaus Haufe spricht von sich selbst als Fan des Spreewaldes – und während unseres Spaziergangs durch den schönen Ort Burg kommt uns der Gedanke, dass das eine absolute Untertreibung ist. Er ist nicht nur Fan, sondern hat selbst aktiv dazu beigetragen, dass Bewohner und vor allem Gäste diese einzigartige Region heutzutage so erleben können.
Dabei stammt Klaus Haufe ursprünglich gar nicht aus dem Spreewald, sondern aus dem sächsischen Friedersdorf bei Pulsnitz. Als er 1953 als junger Lehrer nach Burg kam, herrschte bei ihm noch Skepsis über die Lebensverhältnisse in seiner neuen Heimat: „Durch das unregulierte Wassernetz des Spreewaldes gab es viel sumpfiges Land und zahlreiche Flächen, die ständig überflutet waren. Das machte das Leben der Bewohner sehr schwer – und hatte mir zunächst einen Schock versetzt“, berichtet er von seinen ersten Eindrücken. Umso schöner war es für ihn, die Entwicklung zum Positiven zu betrachten: „Durch Umflutkanäle und Rückhaltebecken konnte dem Spreewald eine gewisse Trockenheit gegeben werden. Durch neu errichtete Wege, Straßen und Brücken wurde das Leben der Menschen einfacher“, erklärt er. Knapp vier Jahrzehnte war Klaus Haufe im Schuldienst tätig, wurde sogar zum Schulleiter. Außerdem engagierte er sich als Gemeindevertreter im örtlichen Parlament.
Das wandelnde Spreewald-Lexikon
Heute kennen ihn die meisten aus dem Bereich des Tourismus, für den er sich seit über 25 Jahren einsetzt. Unter anderem verdanken die Bewohner und Gäste des Spreewaldes ihm die Aufbereitung des Irrgarten-ähnlichen Radwegenetzes. Als leidenschaftlicher Radfahrer erarbeitete Klaus Haufe zahlreiche sehenswerte Touren durch die Natur und Kultur dieser einzigartigen Region. Sein immenses Wissen über die Historie, Kultur, Gesellschaft und vor allem auch Natur des Spreewaldes hat sich Klaus Haufe über die Jahre angeeignet. Doch nicht nur von der Vergangenheit weiß er zu berichten, er hat auch Wünsche für die Zukunft des Spreewaldes: „Ich würde mich freuen, wenn der Spreewald uns so erhalten bleibt, wie er sich heute zeigt – als von Menschenhand gestaltete Kulturlandschaft; als erholsame Region für den Menschen.“ Spätestens an diesem Satz merken wir: Über die Jahre eroberte der Spreewald Stück für Stück das Herz von Klaus Haufe. Er wurde seine feste Heimat und soll es auch bleiben. „Der Spreewald ist mein Lebenselixier“, nennt er es passenderweise.
Zu Rad den Spreewald erkunden
Natürlich holen wir uns von einem Spreewald-Kenner wie Klaus Haufe auch eine Empfehlung für unsere Spreewald-Urlauber ab: „Mein Geheimtipp für Besucher ist das Radfahren auf dem Radwegenetz des Spreewaldes. Im inneren Spreewald gibt es kleine Flure, umrahmt von Baumbeständen.
Mit dem Rad kann man die Natur und Landschaft intensiv erfassen und man erreicht die schönsten Ecken, wo ein Bus nicht hinkommt. Wer diese wunderschöne Natur beobachtet, der lernt sie lieben und fühlt sich erholt.“ Und wie ist Klaus Haufe selbst am liebsten im Spreewald unterwegs? „Mit dem Fahrrad!“, kommt es wie aus der Pistole geschossen, „denn Kahnfahren kann ich nicht und zu Fuß kommt man oft nicht so gut voran.“
Gästeführer aus Leidenschaft
Nicht nur aufgrund seines Wissens, sondern vor allem wegen seiner sympathischen Art scheint Klaus Haufe wie gemacht für die Aufgabe des Gästeführers. Wir möchten gar nicht aufhören zu lauschen, wenn er von früher erzählt. Die Kultur, Sprache und das Leben des wendischen Volkes wecken besonders oft die Neugier der Spreewald-Besucher. Uns interessiert aber eine andere Frage, nachdem wir so viel über Klaus Haufe und seine vielen Lebensstationen erfahren haben: Gibt es Situationen, in denen ein Profi wie er immer noch aufgeregt ist? „Als Lehrer war ich immer bei Elternabenden nervös. Heute bin ich nach wie vor aufgeregt, wenn ich eine neue Gruppe übernehme, denn man muss sich erstmal gegenseitig kennenlernen. Ich merke aber immer wieder, wie schön es ist, mit Menschen zusammen zu sein und ihnen den Spreewald zu zeigen “, schwärmt er. Das Zusammensein und die vielen Unterhaltungen sind es, was ihn jeden Tag an seiner Aufgabe begeistert. Und genau das ist es auch, was er am meisten vermissen wird, wenn er ab kommendem Jahr das Amt an Nachfolger abgibt. „Ich muss mir dann neue Dinge überlegen, die das Leben weiter interessant machen. Das wird sicherlich viel Lektüre sein, zum Beispiel von Fontane.“
Der Fontane-Wanderweg
Mit Theodor Fontane hat sich Klaus Haufe schon viel beschäftigt: „Er war für mich schon immer eine bewegende Person. Auch seinen Band ‚Die Wanderung durch das Land Brandenburg‘ besitze ich“, erzählt er uns. Anlässlich des Fontane-Jahres zum 200. Geburtstag des Schriftstellers wirkte er bei der Auffrischung des Fontane-Weges um Burg im Spreewald mit.
Der 10 km lange Rundweg ist ausgestattet mit Informationstafeln, an denen die Wanderer mehr über Fontane, sein Leben und Wirken erfahren. QR-Codes führen zu interessanten Videos der Fontane-Expertin Martha Morgenstern. In diesem Jahr gibt es Erlebniswanderungen mit dem Schriftsteller höchstpersönlich alias Schauspieler Michael Apel. Unabhängig davon können Besucher ganzjährig selbständig auf dem Weg wandern.
Tipp:
Den Fontanewanderweg gibt´s natürlich auch auf Urlaubsreich.de
Geführte Radtour: Auf den Spuren Fontanes
Doch damit nicht genug: Drei Leidenschaften – das Radfahren sowie die Begeisterung für den Spreewald und den Schriftsteller Fontane – vereint Klaus Haufe in der Fontane-Radtour. Auf der 23 km langen Route werden die Spuren Fontanes erkundet. Wo der Schriftsteller früher zu Fuß, mit der Kutsche oder dem Kahn unterwegs war, radelt nun das Spreewälder Original mit seinen Gästen. Klaus Haufe hat auch zwei besondere Lieblingsorte auf der Tour: „Das ist zum einen der Hochwald mit dem Waldhotel zur Eiche und zum anderen die Stelle, an der Theodor Fontane zur Kaffee-Zeit eine Rast beim Käthner Post gemacht hat.“ Dort, wo Fontane Begegnungen mit den Spreewäldern hatte, macht die Radler-Gruppe Halt und Klaus Haufe erweckt die Vergangenheit mit seinen zahlreichen Anekdoten und kleinen Geschichten zum Leben.
Nach dieser Tour ist eine Stärkung nach Spreewälder Art auf jeden Fall ein Muss. „Wenn Fontane zur jetzigen Zeit im Spreewald zu Besuch wäre, würde ich ihm natürlich auch Restaurants wie die Dubkowmühle empfehlen, wo man noch heute Hecht in Spreewald-Soße essen kann“, so das Spreewälder Original. „Theodor Fontane sprach vom Spreewald als Venedig des Nordens. Das beweist, welchen Wert der Spreewald hat“, erklärt Klaus Haufe. Auf seinen Touren durch Burg und den Spreewald räumt er dem Dichter deshalb schon immer einen besonderen Platz ein, indem er seine Gäste mit einem Zitat verabschiedet. Als Hommage an Theodor Fontane und Klaus Haufe, diese beiden für den Spreewald enorm wichtigen Menschen, möchten wir es ihm gleichtun:
In den Spreewald
Und daß dem Netze dieser Spree-Kanäle
Nichts von dem Zauber von Venedig fehle,
Durchfurcht das endlos wirre Flußrevier
In seinem Boot der Spreewalds-Gondolier.
Theodor Fontane
Autor: Theresa Pohl