Urlaubsreich-Test: Auf Einkaufstour im Sänger- und Kaufmannsmuseum Finsterwalde
„Ein Mensch ohne Lächeln sollte keinen Laden auftun“… so steht es im Sänger- und Kaufmannsmuseum Finsterwalde an eine der Wände geschrieben. Diesen alten Händlerspruch haben auch die Museumsmitarbeiter verinnerlicht und begrüßen uns mit strahlenden Augen und sicherlich auch einem breiten Lächeln unter ihren Masken. Sie wollen uns heute mitnehmen in eine Zeit, in der Kinder noch sehnsüchtig am Schokoladenautomaten standen und der tägliche Einkauf mit einem kurzen Pläuschchen einherging.
Aufs Gramm genau
Bereits zu Beginn werden die drei Jungs auf das Thema eingestimmt. Süßigkeiten wollen auf einer alten Waage austariert werden, um anschließend im Mund der Kinder zu landen. Das nimmt selbst der Kleinste ganz genau und hantiert mit den Gewichten wie ein kleiner Profi. Gestärkt und eingestimmt kann es nun losgehen in unser Einkaufsabenteuer wie vor über 100 Jahren.
Durch das Büro des Kaufmanns gelangen wir in den großen Kolonialwarenladen, in dem alle Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch Gewürze und so manch Spezialität aus vergangenen Zeiten unsere Augen wandern lassen. Wir erfahren, was es mit Stichpimpulibockforzelorum auf sich hat, warum Schokoladenautomaten quasi die Überraschungseier von vor 100 Jahren waren und warum Kaufleute bei zugefrorenen Seen automatisch an den Sommer dachten.
Früher war manches doch besser!
Was heute der neueste Trend ist, war früher normal. Nahezu alles wurde abgefüllt, abgewogen und aufs Gramm genau verpackt. Die riesige Ladenwand mit 125 Schubläden, Essig- und Senfbehälter, Kaffeesäcke, Likörfässer und viele andere Waren scheinen nur darauf zu warten, dass der Kaufmann aus seinem Büro spaziert, um sie anzupreisen. Auch wie sich die Ladentheke in ein riesiges Sparschwein verwandelt, wird uns hier erläutert. Ohne zu viel zu verraten: Schon clever, unsere Vorfahren… Große Augen machen die zwei großen Jungs, als sie erfahren, dass es Zeiten gab, in denen sie für Tausend Mark nur eine Schachtel Streichhölzer bekamen und mehrere Millionen Mark für einen Laib
Brot berappen mussten. Apropos Geld, zurück im Büro des Kaufmanns begeben wir uns auf Tresorsuche, bevor es weiter zu den Kaufmannsläden in Miniformat geht.
Einkaufen im Wandel der Zeit
Die 30 ausgestellten Spielzeugkaufmannsläden haben eine nahezu magische Anziehungskraft und erzählen die unterschiedlichsten Geschichten aus verschiedensten Epochen. Als ich kleine Plastefläschchen und Spee-Kartons entdecke, setzen dann auch bei mir die Kindheitserinnerungen ein. „Den hatte ich auch“, rufe ich begeistert und mache mit meiner Mutti „Inventur“. Der Kleinste hat in der Zwischenzeit den Spieleinkaufsladen in Kindergröße entdeckt und beweist allen sein Verkaufstalent.
„Wir sind die Sänger von Finsterwalde“
Dieser Gassenhauer hat schon seit 1899 weit über die Stadtgrenzen hinaus für so manchen Ohrwurm gesorgt und maßgeblich zur Bekanntheit von Finsterwalde beigetragen. Kein Wunder also, dass sich das Museum in einer Dauerausstellung der Geschichte dieses Liedes und der Geschichte des gemeinsamen Singens widmet. Die multimedial begleitete Ausstellung nimmt uns mit auf Zeitreise und erzählt uns unter anderem auch, wie Martin Luther die Leute mit Gesang in die Kirche lockte und Männerchöre die deutsche Vereinsgeschichte prägten. Alte Musikautomaten geben einen Einblick in die Zeit vor Spotify, i-Pod und Co., aber auch die moderne Rap-Kultur findet in der Ausstellung Platz und trifft bei den großen Jungs auf ein aufmerksames Publikum.
Zurück in die DDR
Bunte Farben, Plaste statt Elaste und ganz viel Ostalgiegefühl – zum Ende der Ausstellung gelangen wir in die bunte Warenwelt der DDR, die in ihrer Vielfalt und Fülle in diesem Laden damals so wahrscheinlich nirgends zu finden war. Altbekanntes, fast Vergessenes und Erhaltenes können wir in der ehemaligen Marktdrogerie entdecken, und besonders meine Mutti schwelgt beim Stöbern in Erinnerung und erzählt so manche Anekdote.
Darf es ein bisschen mehr sein?
„Ein Mensch ohne Lächeln sollte dieses Museum nicht verlassen“, so könnten wir das Kaufmannszitat nach der knapp einstündigen Zeitreise getrost abwandeln. Und das liegt nicht nur an der Bonbonwaage, die auf Drängen der Kids vor dem Verlassen des Museums noch einmal auf ihre Genauigkeit geprüft werden muss. Der Kleine ist nun im Kaufmannsfieber, und die Großen haben wieder viele Sachen erfahren, die sie – zuhause angekommen – gleich jedem auf die Nase binden. Omi und ich hatten nicht nur einen schönen Tag mit den Kids, sondern nun auch einen Auftrag: den Kaufmannsladen im Keller finden.
der Urlaubsreich-Tipp:
Das Museum kann individuell oder im Rahmen einer Führung entdeckt werden. Für die individuelle Entdeckungsreise empfehlen wir den Audioguide mit einer Kinder- und Erwachsenenvariante.
Kontakt
Sänger- und Kaufmannsmuseum
Lange Straße 6/8
03238 Finsterwalde
Telefon 03531 30783
kreismuseumfinsterwalde@lkee.de
www.museumsverbund-lkee.de
Viele weitere Informationen zu den einzelnen Museen, Sonderausstellungen, Veranstaltungen sowie aktuelle Öffnungs- und Hygienebestimmungen erhalten Sie unter www.museumsverbund-lkee.de
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