Wegpunkt

Die Geschichte einer Ruine...
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Es vermag nichts von seiner wechselvollen Geschichte zu berichten, das einstige Restaurant und Ballokal. Die unteren Straßenfenster sind zugemauert, weil Kinder darin tobten, die oberen zersplittert und eingeschlagen, wohl beliebte Wurf- und Schleuderziele. Die Haustür ist vernagelt, an der Hauswand auf der Schloßseite entledigten sich Penner ihre Bierbüchsen, andere ihres Mülls.

Ein schönes Haus

Dabei ist das Gebäude traditionsreich. In seinem jetzigen Bestand wurde es 1835 errichtet – damals am Ende der Stadt, der früheren Calauer Vorstadt. Es zählte zu den ansehnlichsten Häusern des Ortes, besaß einstmals vier Stuben, sechs Kammern, zwei Keller und grenzte an den Stallgebäuden. Es gehörte der Familie Kube, alteingesessenen Bürgern, deren letzter 1956 kinderlos verstarb. Eine Schwägerin erbte den Besitz.

Die Familie Kuba betrieb über Generationen wie viele Drebkauer Bürger die Garnweberei und stellte der Innung mehrere Meister. Das Gebäude in der Calauer Straße galt als sogenanntes „Großerbenhaus“. In Drebkau waren Mitte des vorigen Jahrhunderts 58 „Großerben“, die das Braurecht besaßen, während  „Kleinerben“ lediglich das Recht der Branntweinbrennerei hatten. 1750 gab es in der Stadt 63 Branntweinblasen. Die Bezeichnung „Saufdrauke“ war völlig berechtigt…

In späterer Zeit schlief dieses Braurecht ein, und nur wenige Bürger machten daraus ein Gewerbe. Kuba gehörte dazu. Zunächst schlossen sich die Brauberechtigten zusammen als „Brauurbaren“. Sie wählten aus ihrer Mitte einen Braumeister. Der letzte Braumeister war Wilhelm Kuba, der Eigentümer des „Restaurant & Ballhauses“ in der Calaueer Straße. Er war ebenfalls Eigentümer der unter Denkmalschutz stehenden alten Brauerei, dem ältesten Gebäude der Stadt (1696).

„Tabagie“ eröffnet

Wilhelm Kuba, ein Vorfahr des letzten Eigentümers, eröffnete etwa um 1850 eine „Tabagie“, eine Tabakstube bzw. Schenke, in der Tabak geraucht wurde, die er neben seiner Garnweberei betrieb. 1860 ließ er das Gebäude umbauen und später den Ballsaal ein richten, von dessen „Feten“ noch heute einige ältere Drebkauer schwärmen…

Auf der gegenüberliegenden Seite war in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts ein kleiner Badeteich und zeitweilig ein kleiner Kaffeegarten.

Klub, Hort, Lager…

Der Gaststättenbetrieb wurde nach 1945 nicht mehr aufgenommen. Ein Jugendklub unter Walter Fuchs etablierte sich darin, und von 1954 bis 1970 war im ehemaligen Ballsaal der Schulhort unter Leitung von Frau Hofer untergebracht.

Herr Roth erwarb das Gebäude, lagerte im Ballsaal Getreide. Schließlich landete das Grundstück beim VEG Leuthen, das ein Lehrlingswohnheim oder Bürogebäude einzurichten beabsichtigte. Die Wende beendete dieses Vorhaben.Jetzt gehört es zu den Treuhandobjekten. Was nun daraus wird, bleibt abzuwarten…

Hans-Joachim Hoppe (postum)

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