Wegpunkt

Das Drebkauer Schloss blickt auf eine 800 Jahre überschreitende Tradition und viele Sagen zurück. Unter Einbeziehung von Burgresten wurde es Ende des 17. Jahrhunderts gebaut. Ende des 19. Jhdt. kamen zahlreiche Anbauten u.a. der am 25.05.2000 eingestürzte große Turm dazu. Das denkmalgeschützte Schloss Drebkau ist Eigentum der Stadt und soll nach der Rekonstruktion Sitz der Verwaltung werden.
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Zeitreise von der Burg zum Schloss

Die Drebkauer Burg

1280 datiert ist die erstmalige Erwähnung Drebkaus – da gab es sie bereits, die Burg! Wenig wissen wir über sie, sind auf Vermutungen  angewiesen. Oberstleutnant Diepold v. Köckritz schrieb 1895: „Drebkau war eine jener slawischen Sumpf=Vesten, welche von den deutschen Eroberern für ihre Verteidigungszwecke hergerichtet wurden. Diese mag wohl bis zur Zeit Gero’s hinaufreichen (Gero, Markgraf der Ostmark, *937, *965, d. Vf.)

Die Mauerbefestigung erhob sich auf einer flachen Bodenerhebung, die sich, nach Norden schmaler werdend, zwischen zwei Sumpfniederungen hinzieht und wahrscheinlich schon mit Querabschnitten befestigt war… Die Burg, ein dreißig Fuß hoher, kastenartiger, mit starken Gewölben versehener fünfzig Fuß langer, 25 Fuß breiter Ziegelbau ohne jede Flankierung, übereinstimmend mit den alten Landesburgen des 10. Und 11. Jahrhunderts im Inneren Deutschlands und, wie diese, auf der Angriffsseite mit einem hohen Burgfried, Graben und Mauer des Burghofes, Stadtmauer und Graben, beide Abschnitte den seitlichen Sumpfniederungen anschließend….“

Nun – eine Stadtmauer umgab Drebkau nicht, lediglich wohl stellenweise ein Balkenzaun. Der damals schon existierende Totendamm diente wahrscheinlich zum Wasserstau, um das Umfeld noch unzugänglicher zu gestalten.

Unter Walther v. Köckritz entwickelte sich Drebkaus Burg zu einem Zentrum der Raubritter in der Lausitz.

Umfangreiche Quellen deuten auf Beteiligung an vielen Fehden, Streifzügen aber auch Hehlerei im Städtchen selbst hin. Bereits vor 1408 soll es zwei Versuche gegeben haben, die Burg zu erorbern. Doch diese knappen Hinweise sind zu allgemein. Im Juni 1408 griff Markgraf Jobst von Mähren die Burg an. Es gelang ihm nicht, die Sumpffeste im ersten Ansturm zu nehmen. Er war somit gezwungen, die Feste zu belagern und wegen Unzugänglichkeit des Geländes und der festen Mauern sich auf ein Aushungern der Belagerten einzustellen. Darum ließ er einen Teil seines Heeres unter seinem Kommando zurück und sandte die Oberlausitzer Truppenverbände unter ihrem Landvogt Otto von Kittlitz aus zur Eroberung der Burgen und Schlösser, deren Besitzer mit Walther von Köckritz im Bunde standen. Die Oberlausitzer eroberten ein halbes Dutzend Stützpunkte, unter ihnen eine nicht näher bestimmte Burg der Brüder Nickel und Poppo v. Köckritz, danach Glaubitz bei Großenhain, die ebenfalls Poppo v. Köckritz besaß, Wildenau des Gerhard Falke, Nickel und Heinrich v. Köckritz und weitere nicht bezeichnete feste Häuser.

Die Belagerung der Drebkauer Brug dauerte an. Die Berichte der Übergabe, nachdem die Lebensmittelvorräte erschöpft waren, sind uneinheitlich. Entweder kapitulierte Walther v. Köckritz Ende Oktob er oder sogar erst im November. Noch während der Belagerung belehnte der Markgraf die Brüder Poppo und Nickel, deren Vettern Konrad, Nickel, Walther und Hans v. „Köckricz  mit Burg und Städtchen Drebkau als Mannlehn“, d.h. ein nur an „Mannespersonen verliehenes Lehn“.

In den folgenden Jahrhunderten diente die Burg als Sitz der Grundherren aus dem Geschlecht von Köckritz. Angaben sind nur allgemein vorhanden. Erst aus dem Jahre 1657 liegt ein knapper Bericht von Johann Magnus, Pfarrer zu Albrechtsdorf bei Sorau, Chronist der Lausitz, vor. Er reiste im angegebenen Jahr durch Drebkau.

In seinen Aufzeichnungen erwähnt er den Rest der alten Burg. Der „hohe Turm“ – also der Burgfried – zeigte noch Spuren seiner einstigen Festigkeit. Dieser Information ist zu entnehmen, daß Fehden, Kämpfe und Kriege ihre Spuren hinterlassen hatten. Besonders die Brandschatzungen, Plünderungen und Verwüstungen des 30jährigen Krieges gaben dem alten Gemäuer den Rest. Bewohnbar waren nur noch wenige Räume der alten Burg.

Die Burg wird zum Schloss 

Joachim Erdmann v. Köckritz – im Besitz der Familie war die Burg über 300 Jahre verblieben – ließ im Jahr 1700 das alte Bollwerk abreißen. Einige Reste sind noch heute an der Nordseite zu entdecken. Der Abriß brachte den Einwohner seines Anteils – das Städtchen war ja geteilt – Beschwerlichkeiten und Ärger. Jeder Hofwirt (= Bürger) mußte täglich einen halben Arbeitstag am Abriß und Neubau arbeiten. Kinder und Mägde als „Ersatz“ wurden abgewiesen. Es kam zu Unfällen. Ein Stein traf eine Frau, durch einen fallenden Balken büßte ein Bürgersohn seine Zehennägel ein. Da die Männer biedere Handwerker waren, konnten sie diese Arbeit nur eingeschränkt ausüben. Die Drebkauer hatten außerhalb der Stadt ihre Äcker, Gärten und die Hutungsbeete. Diese mußten liegenbleiben, Heu und Korn verdarben. Vorstellbar ist, daß die Abrißarbeiten auch Folgetätigkeiten nach sich zogen, wie die Räumung der Teiche um das Burggebiet und der vielen Gräben. Obwohl der Grundherr nach altem Recht während der Tätigkeit die Bürger mit Brot und Bier zu beköstigen hatte, bekamen sie im Jahr 1700 nichts. Einige Bürger, wie Gregor Becker, Martin Tonko, Christoph Böttcher und Joachim Leißnigk weigerten sich, unentgeltlich in diesem Umfang zu arbeiten. Zwei Tage und zwei Nächte verbrachten sie deswegen in der Büttelei. In Gregor Beckers Bäckerei verbrannte das Brot im Ofen. Um diese Handlung richtig zu versehen, ist zu bedenken, daß der große Stadtbrand von 1696 die Einwohner der Stadt allen Besitz gekostet hat. Sie waren zwar wieder notdürftig untergebracht, aber noch verarmt und zum Teil verschuldet.

Dieses Einsperren gab vermutlich den letzten Anstoß zu einer Beschwerde bei der Landesregierung in Lübben. Obwohl die Klage lief, gingen die Arbeiten an der Burg weiter. Da drei Bürger nicht zum Abriß erschienen, es waren wiederum der Bäcker Gregor Becker, Abraham Neifer und Martin Rulka, nagelte ihnen der Büttel auf Anordnung des Grundherren die Haustüren zu. Erst zwei Tage später wurden sie von außen aufgebrochen, die drei verhaftet und in der Büttelei eingesperrt.

Die Bürger des Anteils beschwerten sich erneut, und am 21. Juni erging die Anordnung, die drei zu entlassen mit dem Hinweis, die Bürger nicht über Gebühr zu beanspruchen. Dieses „Hick-Hack“ dauerte an. Die Eingesperrten kamen frei, sollten die gleiche Arbeit verrichten. Neifer und Becker flüchteten ins brandenburgische Raakow. Martin Rulka und die Eheweiber der Geflüchteten sperrte der Büttel erneut ein.

Im Prinzip änderte sich überhaupt nichts. Im Februar 1701 erging schließlich das Urteil: „Daß beklagter (J.E. v. Köckritz, d. Vf.) seine Befugnis (die Bürger zur Arbeit beim Abbruch zu zwischen, d. Vf.) andergestalt und besser bei  zu bringen des angegebenen modi executionis, den Bürgern die Häuser zunageln zu lassen, hinfüro sich gänzlich zu enthalten schuldig…“

Der Grundherr v. Köckritz erhielt ein Bußgeld von zwanzig Talern auferlegt. Nicht ersichtlich ist, ob Herr v. Köckritz bezahlte.

Vermutlich dauerte der Bau des neuen Schlosses, d.h. des viereckigen Hauptgebäudes, mehrere Jahre. Mit dem Material des Burgabrisses wurden Sumpflöcher und die Umgebung des Schlosses aufgefüllt und verfestigt. Der südwestliche Teil besitzt drei Geschosse, der nordöstliche zwei, die auf einer Aufschüttung stehen.

Zum Schloss gehörten die wenig später entstandenen zwei Kavaliershäuser auf der Kirchenseite. Zwischen ihnen lag über zwei Jahrhunderte hinweg die Zufahrt zum Schloß.

1943 ließ die Bergbaubehörde eines der beiden Häuser abreißen. Ein Anbau des Schlosses erfolgte 1862, wobei ein Teil als Orangerie genutzt wurde, in der 27 Orangenbäume überwinterten, die im Sommer in Kübeln den Weg zwischen den Kavaliershäusern und dem Schloss flankierten. Der Schlossturm entstand in diesen Jahren.

Die dänischen Erben Schiebells veröffentlichten für ihre Familienangehörigen ein Manuskript, welchem eine vage Vorstellung des Schlosses im 19. Jahrhundert zu entnehmen ist. Andreas v. Arenstorff gründete einen Theaterzirkel, dem Gutsbesitzer der Umgebung und angesehene Drebkauer Bürger angehörten. In einem der Schloßräume ließ er ein Vereinslokal einrichten, worin auch Theateraufführungen stattfanden.

Im Schloss befanden sich eine größere Bibliothek, ein Archiv und eine Waffensammlung. Die Bestände gingen später nach Dänemark. Mit Erträgen zweier Schloßgärten versorgte ein Gärtner die Schloßküche.

Die Stallgebäude entstanden  im 18. Jahrhundert. Ein Federviehhaus in Turmform existierte bis in die Mitte der 30er Jahre.

Als 1929 in Deutschland die Gutsbezirke eingemeindet wurden, verkauften die dänischen Besitzer das Schloß und die dazu gehörenden Güter an die „Gewerkschaft Consolidiertes BKW Fuchs & Buchholz (anhaltinische Kohlenwerke)“ für 1.675 000 Goldmark. Im Herrschaftsgebäude richtete die Braunkohlenverwaltung Wohnungen ein.

Da das Gebäude auf den Grundmauern der alten Burg stand, mussten Durchgänge in die Kellerräume gesprengt werden, Bohrungen erwiesen sich als erfolglos.

1945 wurde das Schloss enteignet. 43 Personen, darunter 24 Flüchtlinge, bewohnten die 6 Wohnungen nach dem Kriegsende. Das Schloss ging in der Bodenreform an den brandenburgischen Bergbau über. Das stehengebliebene Kavaliershaus, die Stallungen und die Gutsgärtnerei trat der Bergbau ab.

Hans-Joachim Hoppe (postum)

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