Auf in Fürst Pücklers Genussreich!
Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz ruft in diesem Jahr das „Genussreich“ aus. Was hat es damit auf sich?
SN: Branitz ist immer ein Genussreich! Aber in diesem Jahr steht das ganze „Kulturland Brandenburg“ unter dem Motto „Lebenskunst“ und feiert die Tafelkultur, Essen und Trinken und das „gute Leben“. Dabei geht es unter
anderem um nachhaltige, grüne Ernährung, Obst und Gemüse direkt aus der Nachbarschaft, aber auch um Genuss aus fernen Gegenden, um Vielfalt. In Branitz verbindet sich das alles wunderbar miteinander und deswegen sind wir mit dem fürstlichen „Genussreich“ selbstverständlich dabei.
Was erwartet die Besucher*innen dazu im Branitzer Park?
SN: Wir schauen uns an, was unser Genussreich ausmacht. Wer besuchte es und was wurde hier genossen? Wir beleuchten, wo das Essen des als Gourmet bekannten Fürsten Pückler herkam, worauf er Wert legte und inwiefern er auch in dieser Hinsicht ein „grüner Fürst“ war. Außerdem setzen wir uns damit auseinander, was die Landschaft ringsum bot, was bei Fürst Pückler auf den Tisch kam und was er davon direkt in der Nachbarschaft erwarb oder was er sich von weit her liefern ließ.
Und was wird es zu genießen geben?
SN: Wir zeigen eine Open-Air-Ausstellung an verschiedenen Standorten im Park. In der Historischen Schlossgärtnerei und im Pleasureground wird man erfahren, wo was angebaut wurde. Man sieht in der Nähe des Cottbuser Torhauses, wo sich die Fasanerie befand und in der Nähe der Wolfsschlucht den Standort des einen Eiskellers. Der Branitzer Pleasureground hatte vor dem Kavalierhaus einen „Fruchtgarten“, auch „Pleasure-Obstgarten“ genannt. Dieser Bereich war mit Hochbeeten ausgestattet, damit man das Obst ganz bequem pflücken konnte. Es gab Apfelbäumchen und Erdbeerhügel. Davon ist zwar heute nichts mehr erhalten. Aber wir bauen so ein Hochbeet für diese Saison nach und die Kinder aus einem Fröbel-Kindergarten helfen uns. Sie bestücken es mit Erdbeerpflanzen, die sie hegen und wenn´s soweit ist, werden sie die Früchte dann auch ernten.
„Meine Haupteigenschaft ist der Geschmack – der in allem das möglichst Vollkommenste zu erreichen sucht, und es zu finden versteht“
Zitat von Fürst Pückler
Außerdem präsentieren wir natürlich das Thema Wein, den Weingenuss. Das bietet sich an, nicht nur, weil unter der Pergola auf der Ostseite des Schlosses wilder Wein wächst und die dortigen Schmuckreliefs auch vom Weinkeltern erzählen. Auch die Weinlisten und –rechnungen des Fürsten sind erhalten. Unter dem Wein der Pergola wird es im September ein Weinfest mit Weinverkostung geben, bestimmt ein Hochgenuss.
Eine Frage, um die wir keinesfalls herumkommen: Was hat es mit dem Pückler-Eis auf sich?
SN: Das ist natürlich auch ein Thema, das wir erklären. Nicht mit einer Eisverkostung, sondern: Wie hat Pückler überhaupt etwas gekühlt und wo war in Branitz der Eiskeller? Was hat er mit dem Koch zu tun, der das Pückler-Eis erfand? War er dafür nur Namensgeber oder kannte er den Koch wirklich? Und was für Eis hat er denn selbst gern gegessen?
Nun war es sicherlich üblich, dass seinerzeit in den Adelshäusern gut gespeist wurde. Was aber gab es in Branitz Besonderes?
SN: Es herrschte eine bestimmte Qualität, selbst wenn kein Gast an der Tafel war. Es gab immer frisches Gemüse und Abwechslung. Serviert wurde nicht nur ein Gang, sondern immer mindestens vier Gänge. Und ganz besonders war, dass
auf Frische und auf Speisen, die den Körper nicht belasteten, geachtet wurde. Also im Grunde ganz moderne Ernährung. Das ist schon etwas Besonderes, das in anderen Adelshäusern nicht unbedingt der Fall war.
Woher weiß man heute, was bei Fürst Pückler auf die Tafel kam?
SN: Er ließ in Branitz seit 1854 Buch führen, daraus sind dann mehrere Bände geworden. In diesen insgesamt fünf fürstlichen Tafelbüchern ist festgehalten, wer hier wann, was gegessen hat. Wenn es besonders hoher Besuch war, wie König oder Königin, sogar auf Deutsch und Französisch.
Hat Fürst Pückler selbst gekocht?
SN: Ja, er hat selbst gekocht und war interessiert an neuen Rezepten. Darüber hat er auch in seinen Reisebüchern geschrieben, zum Beispiel in „Semilassos vorletzter Weltgang“ über eine Form der Kartoffelzubereitung, die er in Südfrankreich kennenlernte (und die dann bekannt wurde als „Kartoffeln à la Semilasso“). Aber wir wissen auch aus seinen Briefen, dass er zum Beispiel, wenn seine Nichte Josephine zu Besuch nach Branitz kam, die Pasteten selbst zubereitete. Sie liebte Pasteten und war genauso gaumenverwöhnt wie ihr Onkel. Also er war nicht nur jemand, der gern genossen hat, sondern der auch selbst kochen konnte. Und Köche/Köchinnen, die aus seinem Hause und aus seiner „Schule“ kamen, waren sehr begehrt. Außerdem gibt es die berühmten Werke der ganz großen Starköche in der damaligen Zeit, wie zum Beispiel Urbain Dubois. Seinerzeit ein Meisterkoch, der schon 1856 den „Geschmorten Schinken à la Pückler-Muskau“ veröffentlichte. Also schon zu Lebzeiten des Fürsten kursierten diverse Rezepte, die von ihm abstammten.
Kann man die Gerichte nachkochen?
SN: Im Mai erscheint ein Kochbuch im Prestel-Verlag: „Zu Gast bei Fürst Pückler“ Darin sind 60 historische Rezepte versammelt, die Tim Sillack vom Cavalierhaus Branitz neu interpretiert hat. Außerdem erzählt dieses Kochbuch ganz viel rings um Fürst Pückler.
Hatte Fürst Pückler ein Lieblingsgericht?
SN: Er mochte grüne Erbsen sehr gern. Erbsensuppe gab es oft bei ihm. Aber natürlich auch aufwändige Gerichte und exotische Zutaten, er liebte Cardy oder Carden, eine Artischockenart.
Da haben wir den „Grünen Fürst“, der nicht nur Landschaften gestaltete, sondern sich auch gesund und bewusst ernährte, der Gemüse sehr mochte:
SN: Fürst Pückler wusste sehr genau, wie er sich gesund hält. Er hat viel experimentiert, auch mit Diätkuren, wenn es ihm schlecht ging. Das liest man aus seinen Briefen, auch schon in der Muskauer Zeit, also in jüngeren Jahren. Im Alter wusste er genau, was ihm bekommt und was nicht. Er war zeitlebens sehr schlank und sportlich und aß wohl immer mit Maß, also nur ein bisschen von allem. Er war niemand, der zur Völlerei neigte. Abgesehen vom Gemüse, gab es bei ihm aber immer Austern und Champagner… Und er liebte Kirschen, Kirscheis, Kirschsoufflé! Und wir schauen, wieviel Fleisch damals auf die Tafel kam. Pückler war sehr erfreut, wenn seine Nichte ihm eine Gans schickte, denn Gänse hielt er selbst nicht. Er hat ihr im Austausch Fasane geschickt. Und Fisch stand oft auf dem Plan. Also insgesamt eine sehr gesunde Ernährung.
Was finden Sie am Thema Pückler und Kulinarik besonders spannend?
SN: Ich koche auch sehr gern und finde es interessant, die Rezepte nachzulesen. Außerdem bin ich erstaunt, wie konstant das Thema Essen mit Pücklers Person in der Presse verbunden wurde. So findet man Zeitungsberichte in der Zeit um 1900, die erzählen, dass Tausende Liter Pückler-Eis auf der Münchner Festwiese serviert worden seien. Und in der DDR war das Pückler-Halbgefrorene eine Konstante, außerdem gab es zahllose Pückler-Cafés.
INFO
Aktuelle Infos zu Ausstellungen und Veranstaltungen im Rahmen des Genussreich-Themenjahres finden Sie unter www.pueckler-museum.de
Kontakt
Fürst-Pückler-Museum
Park und Schloss Branitz
Robinienweg 5
03042 Cottbus
Tel: 0355 75150
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