Kommt ein Schwabe in die Lausitz…

Kommt ein Schwabe in die Lausitz… Single
Seit knapp zwei Jahren ist Lukas Märkle nun Volontär im Medienhaus Lausitzer Rundschau. Wir waren neugierig und baten ihn um eine persönliche Zwischenbilanz über unsere Region.
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Lukas Märkle Foto: Frank Hammerschmidt

Was kommt Ihnen zuerst in den Sinn, wenn Sie an Südbrandenburg oder die Lausitz denken? Kohle? Spreewald? Mir schossen vor knapp zwei Jahren bedauerlich wenig Assoziationen in den Kopf, als ich darüber nachdachte, mich hier auf eine Stelle zu bewerben. Heute wäre das nun nicht mehr der Fall. Aber der Reihe nach.

Cottbus, und da geht es erfahrungsgemäß vielen so, verbindet man sofort mit dem FC Energie. Für mich als Stuttgarter ruft das sofort Erinnerungen wach an den letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2006/2007. Damals trafen der VfB Stuttgart und der FCE aufeinander und am Ende der 90 Minuten war der VfB überraschend deutscher Meister und Energie hatte bereits vorab den Klassenerhalt sicher – als damals Zwölfjähriger war die Meisterschaft für mich das Größte. Sonst waren meine Gedanken an die Region neben der Kohle vor allem davon geprägt, dass hier wenig Menschen auf großer Fläche leben – eine der im Nachhinein zutreffenden Annahmen. Dazu der Spreewald durch sein Produkt schlechthin: die Spreewaldgurke. Denn die erreicht auch
im ‚Ländle‘ inzwischen den Abendessenstisch.

Einer, der sich aufmacht, die Lausitz zu „erfahren“

Nach einem mehrjährigen Studienaufenthalt in Leipzig verschlägt es mich dann vor zwei Jahren in die Lausitz. Warum? Die Idee, Teil einer Region zu sein, die sich in einer Transformation befindet, reizt mich sehr. Corona erschwert es zwar, hier Menschen kennenzulernen, aber die Gegend ist idealtypisch geschaffen für das Radfahren. Keine Corona-Gefahr und ein sportlicher Weg, um die Region kennen und schätzen zu lernen. Die Vielfalt an Möglichkeiten, die sich einem hier bieten, um die Lausitz und den Spreewald zu erkunden, scheinen mir heute noch fast unermesslich.

Denn ein ausgeklügeltes System aus Nummern macht es möglich, sich quasi ohne Navigationsgerät oder Blick auf die Karte zu bewegen – für einen, der die Region erstmalig erkundet, geradezu ideal! Dieses Knotenpunktsystem wurde 1995 unter dem Namen „Fietsroutenetwerk“ in Belgien entwickelt und wird seit
2012 unter der Bezeichnung „Radeln nach Zahlen“ auch in Brandenburg umgesetzt. Und auch neben dem praktisch umgesetzten Radwegenetz hat die Region einen großen Vorteil, den ich als Steigungen gewohnter Süddeutscher nicht gewohnt war: Sie ist flach. Die fehlenden Höhenmeter auf den Touren durch das Grüne, entlang der Naturlandschaften, sind angenehm befahrbar und größere Distanzen ohne übertriebene Kraftanstrengungen möglich.

Urlaubsziele direkt vor der Haustür

Und für solche längeren Strecken bietet sich hier viel an. Attraktive Ziele gibt es in alle Himmelsrichtungen. Von Cottbus aus bietet sich beispielsweise der idyllische Radweg entlang der Spree in Richtung Süden an um – je nach Motivation – die Talsperre Spremberg einmal zu umrunden oder direkt auf der anderen Spreeseite wieder in Richtung Norden vorzustoßen. Das Tolle daran: Entlang der Spree oder an der Talsperre selbst bieten sich immer wieder Möglichkeiten, sich mit einem kalten Getränk zu erfrischen und dabei den Blick über das Wasser streifen zu lassen. Und abseits der Wege erblicken Sie, wenn Sie Glück haben, doch auch mal ein Reh oder andere Bewohner des Waldes.

Heute, knapp zwei Jahre nach meinem Zuzug in die Lausitz, verbinde ich daher so viel mehr mit der Region als nur Fußball, Spreewaldgurke und Kohle. All das ist unweigerlich eng mit der Region verbunden. Aber da ist auch noch so viel mehr: schöne Landschaften, die aus dem Kohleabbau entstanden sind, die Naturlandschaft Spreewald, eine kulinarische Vielfalt und eine tolle geographische Lage mit der Nähe zu Polen und pulsierenden Städten wie Berlin
oder Dresden. Heute würde ich nun nicht mehr dastehen und überlegen, was die Region hier bieten könnte. Denn nun weiß ich es: Unter anderem unzählige
Möglichkeiten zur Freizeit- und Urlaubsgestaltung.

Lukas persönliche Lieblingsradtouren:

Cottbus – Forst – Zasieki

Von Cottbus geht es über Forst nach Polen. Das Ziel: Ein alter jüdischer Friedhof, um dessen Erhalt sich auch bereits Schülergruppen aus Forst gekümmert
haben. Hin- und Rückweg insgesamt 66 Kilometer. Von Forst bietet sich auch
eine entspannte Rückfahrmöglichkeit per Bahn, um die Strecke auf knapp die Hälfte zu kürzen.

Weißwasser – Rhododendronpark – Kromlau – Pückler-Park Bad – Muskau – Weißwasser

Von Weißwasser aus lässt sich auf entspanntem Wege über den Rhododendronpark Kromlau mit seiner mystischen Rakotzbrücke zum Fürst Pückler Park in Bad Muskau fahren. Mit Rückweg zum Bahnhof in Weißwasser kommt man dabei auf eine Strecke von knapp 25 Kilometern.

Großräschener See

Vom Bahnhof Sedlitz Ost aus können Sie zur rund 18 Kilometer langen Radrunde um den Großräschener See starten. Dort beeindruckt das Seepanorama, welches aus der Flutung des Tagebau Meuro entstanden ist. Zudem gestalten viele Aussichtspunkte und lohnenswerte Zwischenstopps, wie an den IBATerrassen, die Strecke rund um den ehemaligen Tagebau abwechslungsreich.

Viele Tourentipps zum Radfahren, Wandern und Paddeln finden Sie auf Urlaubsreich.de/touren