Spreewälder Original: Eiermalen mit Bärbel Lange
Der feine Duft von Bienenwachs erfüllt die kleine Werkstatt an der Ehm-Welk-Straße in Lübbenau. Zwischen Farbgläsern und Federkielen sitzt Bärbel Lange und malt. Präzise tupft sie Dreiecke und Tropfen, Rauten und Strahlen auf ein Ei, bevor es ins Farbbad kommt. Über Stunden entstehen so die kunstvollen Muster, die die sorbischen Eier so besonders machen. „Ich mag keine Fließbandarbeit. Jedes Ei ist anders“, sagt Bärbel Lange.
Langjährige Leidenschaft
Ihre Leidenschaft fürs Eiermalen hat sie vor mehr als 40 Jahren entdeckt. Damals arbeitete die gebürtige Jessenerin als Dekorateurin im Konsument-Warenhaus in Cottbus und konnte Lausitzer Schülern beim Eiermalen über die Schultern schauen. „Ich wollte das unbedingt selbst ausprobieren“, erinnert sich Bärbel Lange. Also wurden Schüler in den Konsument-Jugendklub eingeladen und Bärbel Lange und ihre Kolleginnen unternahmen die ersten Eiermal-Versuche. „Das Ei, das ich damals gemacht habe, hing 30 Jahre in unserer Küche – als abschreckendes Beispiel“, erinnert sie sich und lacht. Die Faszination ließ Bärbel Lange nicht mehr los und inzwischen ist sie ein echter Eiermalprofi.
Die erste Ladenwerkstatt in Lübbenau
Im Jahr 2009 eröffnete sie in Lübbenau ihre Ladenwerkstatt. Dort fertigt die Wahl-Spreewälderin, die seit 1990 in Lübbenau lebt, nicht nur sorbische Eier, sondern gibt auch Kurse. „Ich möchte Gästen hier das Typische der Lausitz näher bringen“, sagt die 68 Jährige. Manche Teilnehmer kommen schon seit vielen Jahren, andere nutzen einen Urlaub im Spreewald, um das Eiermalen zu lernen.
Bärbel Lange hat im Laufe der vielen Jahre ihre Technik verfeinert und sich eine Menge Tricks und Kniffe angeeignet. Ihre Eier bezieht sie von einem kleinen Bauernhof in Lehde – dort leben die Hühner wie echte Hühner und das sorgt für Eier mit besonders fester Schale. Auf die rohen Eier zeichnet die Malerin mit dünne Bleistiftstrichen einige kreisförmige Hilfslinien. Dann wird mit dem geschnitzten Federkielen das erste Muster getupft und das Ei kommt ins erste Farbbad. Diesen Ablauf wiederholt Bärbel Lange immer wieder – von der hellsten bis zur dunkelsten Farbe. Zum Schluss wird das Wachs abgeschmolzen und das Ei ausgeblasen. Dann ist das Muster in voller Pracht zu bestaunen: Wolfszähne zur Abwehr des Bösen, kraftspendende Sonnenstrahlen, schützende Sonnenräder und Bienenwaben für Schaffenskraft.
Die uralten Symbole verleihen den sorbischen Eiern ihre eigene Sprache und machen sie zu kleinen Glücksbringern voller guter Wünsche. Während ihrer Kurse vermittelt Bärbel Lange nicht nur die Wachsmaltechnik, sondern gibt ihren Gästen auch immer einen Einblick in das Lausitzer Kulturgut. „Es ist gut, wenn man sich die Technik einmal ganz genau angeschaut hat. Danach liegt es an jedem selber, wie viel er zu Hause weitermacht“, ist die Lübbenauerin sicher. Ihr ging es nach dem ersten Eiermalen so wie vielen anderen: „Das lässt einen nicht mehr los!“
Die besten Eiermal-Tipps von Bärbel Lange auf einen Blick:
- den Federkiel möglichst weit vorn anfassen und dann „wie ein Hubschrauber“ parallel zum Ei aufsetzen – das sorgt für präzise Muster
- den Federkiel möglichst behutsam behandeln und beim Malen nicht aufdrücken, so bleibt er in Form und hält länger
- das Wachs nicht zu heiß werden lassen, sonst verbrennt der Federkiel
- zum Abdecken 80 % Bienenwachs und 20 % Prozent Kerzenwachs verwenden: Das weiche Bienenwachs haftet gut am Ei, das härtere Kerzenwachs gibt Stabilität
- das Wasser zum Färben der Eier sollte gut kochen, bis keine kleinen Bläschen mehr darin sind. Nicht an der Farbe sparen, damit die Eier kräftig bunt werden. Zum Färben der Eier sollte das Wasser höchstens Raumtemperatur haben, sonst verläuft das Wachsmuster
Autor: Christiane Klein