Die Fastnacht – Eine Spreewälder Tradition

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Zampern, Fastnachtsumzug und Fastnachtstanz – kein anderer sorbisch/wendischer Brauch wird so ausgiebig gefeiert wie die Fastnachtszeit und bedarf gleichzeitig einer ebenso ausgiebigen Vorbereitung. Unsere Redakteurin Ulrike Elsner warf im Gespräch mit Familie Hentschel aus Burg (Spreewald) einen Blick hinter die Kulissen dieser einzigartigen Tradition.
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Die Trachten werden aus Schränken und Truhen geholt, gewaschen, gebügelt, ausgebessert und ergänzt. Hauben werden gesteckt. Besonders die breite Burger Haube ist eine Herausforderung an Geschick und Know-how. Anziehkurse, wie sie vom Schneidermeisterpaar Jakobick angeboten werden, helfen, das Wissen rund um Trachten und Bräuche an die Jungen weiterzugeben.

Das Anziehen einer Tracht nimmt etliche Zeit in Anspruch. Foto: Peter Becker

Die Fastnacht ist jahrelange Familientradition

Bei Hentschels funktioniert die Weitergabe der Traditionen ganz in Familie. Wir treffen Mutter Helga und Tochter Candy am Abend bei Näharbeiten am Wohnzimmertisch. Vor allem müsse eine Schürze repariert werden, erläutert die Jüngere, die 1995 ihre erste Schulfastnacht mitgefeiert hat. Burg (Spreewald) sei schon immer bekannt gewesen für die größten Hauben und die kürzesten Röcke. Auch, dass die Schleife vorn gebunden wird, ist typisch.

Helga Hentschel erinnert sich noch gut an ihre erste Fastnacht im Jahr 1973. Anders als in manch anderem Dorf seien die wendischen Bräuche auch zu DDR-Zeiten in Burg stets präsent gewesen: bei der Fastnacht, dem Hahnrupfen oder den Auftritten des Gesangsvereins Concordia.

„Ich habe mich schon als Kind mit den alten Bräuchen total identifiziert“, schwärmt Candy Hentschel. Was sicher auch damit zusammenhängt, dass ihr die Oma Anna Hannuth das Anziehen der Tracht beigebracht hat. „Heute noch ziehe ich die Tracht auch für Oma an und bin total stolz auf die alten Sachen“, bekennt die Diplom-Kauffrau.

Fastnachtsumzug, Foto: Peter Becker

Das Vergnügen am Fastnachtstag ist riesig

Den Fastnachtstag habe sie schon als Kind von Anfang an genossen: die lange Prozedur des Anziehens, die gespannte Erwartung, das Gewisper der Wartenden bei einem Käffchen.

All das gehöre zur Fastnacht genauso wie das Eieressen, bestätigt Helga Hentschel. Das Eiereinsammeln per Auto obliege während des Zamperns meist den Frauen und Männern, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Und zum Ausklang gibt es ganz gewiss auch diesmal zwei Spiegeleier für jeden.

Wissenswertes zum Brauch

Die wendische Fastnacht (Zapust) ist wohl das Fest in der Niederlausitz, das am ausgiebigsten gefeiert wird. Mithilfe der Fastnacht sollen der lange Winter und böse Geister und Damönen aus den Dörfern vertrieben werden.

Die Fastnacht besteht aus drei Elementen – dem Zampern, dem Fastnachtsumzug und dem Fastnachtstanz. Beim Zampern zieht die Dorfjugend in bunten Kostümen verkleidet von Hof zu Hof, um Eier, Speck und Geld zu sammeln. Zum Dank wird mit den Hausherren ein Schnäpschen getrunken und ein Tänzchen gewagt. Beim späteren Eieressen werden die Gaben schließlich gemeinsam verspeist.

Der Besen, der traditionell mitgeführt wird, steht symbolisch für das „Auskehren“ des Winters. Peter Becker

Der Fastnachtszug gilt auf den Dörfern als Höhepunkt der Fastnacht und wird traditionell von der unverheirateten Jugend abgehalten. Die Mädchen des Dorfes tragen an diesem Tag ihre wendischen Festtagstrachten, die Männer passende Anzug mit Hut. Beim Zug durch die Gemeinde wird bei ehrenvollen Bürgern Halt gemacht und ein Ehrentänzchen abgehalten. Das oft feuchtfröhliche Spektakel endet schließlich beim Fastnachtstanz im Gasthaus. In den meisten Gemeinden feiern heutzutage nur noch die Jugendlichen Fastnacht, in einigen Dörfern endet der Zapust aber auch heute noch traditionell mit der Männerfastnacht, die den verheirateten Paaren vorbehalten ist. Ob Jugend- oder Männerfastnacht, wichtig ist, dass ausgiebig getanzt wird, da dies eine gute Ernte verspricht.

 

Fastnachtstermine 2020