Sorbisch trifft Modern – Trachtenstickerin trifft auf Designerin
In neuem Gewand
In ihrem Lübbenauer Atelier„Wurlawy“ interpretiert sie die traditionellen Gewänder allerdings völlig neu – ein bisschen wild, ein bisschen unkonventionell und garantiert anders. „Es ist nicht die Neuerfindung der Spreewälder Tracht, sondern Mode, die durch die Tracht inspiriert ist“, betont die junge Designerin. Zweimal im Jahr ist sie bei Messen in Berlin unterwegs und sucht nach Stoffen: „Alles, was mich an die Tracht erinnert und
inspiriert, nehme ich mit. Dadurch entsteht ein neuer Look.“ Kurze Röcke mit Blaudruck und kleiner Spitzenborte, farbenfrohe Jumpsuits mit bedruckten Schleifen und Shirts mit Spreewald – Einhorn – Folklore in neuem Gewand.
Ungeschriebene Gesetze
Bei der originalen sorbischen und wendischen Tracht sind sich Christa Dziumbla und Sarah Gwiszcz aber einig: Keine Experimente! „Der Trachtenschneider im Ort legt fest, wie die Tracht auszusehen hat. So wurde das über Jahrhunderte gemacht“, sagt Sarah Gwiszcz und erntet zustimmendes Nicken von Christa Dziumbla: „Es gibt bei der Tracht ungeschriebene Gesetze und diese werden von Generation zu Generation weitergeben.“ Welche Tracht in welchem Ort getragen wird, richte sich nach der Zugehörigkeit zu den einzelnen Kirchspielen. Eine komplizierte Angelegenheit, denn es gibt jede Menge Details zu beachten. Kennern fällt sofort ins Auge, wenn etwas nicht so sitzt, wie es sein sollte: „Wenn zum Beispiel die Schürze ein Stück über dem Rocksaum endet, dann ist das einfach schlecht angezogen“, findet Sarah Gwiszcz. „Bei manchen sieht man auch ganz deutlich, dass sie sich die Tracht zusammengestückelt haben“, sagt Christa Dziumbla und findet es bedauerlich, dass die althergebrachte Anziehkunst dadurch verwaschen wird.
Sehr behutsam
Um die Trachten so originalgetreu wie möglich zu bewahren, geht die Burgerin daher sehr behutsam vor und prüft immer wieder anhand alter Kleidungsstücke und Bilder, wie die einzelnen Anziehsachen früher getragen wurden. „Nur der Trachtenschneider hat das Recht auf Neuerungen“, betont Sarah Gwiszcz. Und diese sind – trotz aller Liebe und Treue zur Tradition – manchmal unvermeidlich. „Manche Stoffe oder Spitzen, die früher verwendet wurden, gibt es heute nicht mehr“, sagt Christa Dziumbla, die viel Material aus kleinen Manufakturen und alten Familienbetrieben kauft. Und auch bei der Fertigung der Röcke, Blusen und Schürzen hat die moderne Zeit längst Einzug gehalten. Während früher Falten, Spitzenapplikationen und Co. mühevoll mit kleinen Stichen von Hand genäht wurden, surrt heute auch in der Werkstatt von Christa Dziumbla eine Nähmaschine. „Wenn die Leute diese Hilfsmittel früher gehabt hätten, hätten sie sie mit Sicherheit auch verwendet“, sagt Sarah Gwiszcz mit einem Augenzwinkern.
Autor: Christiane Klein