10 sorbische/wendische Traditionen und Bräuche aus unserer Region

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Die Sorben, im Spreewald auch Wenden genannt, sind eine slawische Minderheit, dessen Siedlungsgebiet sich hauptsächlich in der Ober- und Niederlausitz befindet. Zahlreiche Bräuche und Traditionen sind immer noch ein Teil des Alltags in diesen Gebieten. Für alle Urlauber im Spreewald, Seenland und Neißeland haben wir hier die 10 wichtigsten sorbischen/wendischen Traditionen und Bräuche zusammen gestellt.
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Spinte

Zusammen in den Spinnstuben saßen die Mädchen und unverheirateten Frauen früher beisammen und spannten was das Zeug hielt. Die Spinte bildete sozusagen einen Gemeinschaftstreff, wo geplaudert, gesungen und gealbert wurde. Von Oktober bis März gab es die meiste Arbeit an den Spinnrädern zu verrichten. In den Spinten waren die Frauen unter sich, denn die Männer hatten nur an bestimmten Tagen Zutritt. Beendet wurde die Spintezeit dann, indem die jungen Burschen des Dorfes die Mädchen in der Spintstube abholten und in der Festtagstracht durch das Dorf zogen. Daraus entstand über die Zeit der heutige Fastnachtsumzug.

Heute wird die Spinte hauptsächlich von Traditionsvereinen gepflegt. Foto: Peter Becker

Fastnacht –Zaupust

Wenn am Ende des Winters zwischen Mitte Januar und Mitte März die dunklen Nächte langsam wieder kürzer werden, dann ist es Zeit, den Winter zu vertreiben und das Ende der Spinte zu feiern. Es ist wohl einer der bekanntesten Bräuche im Spreewald und der Niederlausitz. Heute besteht es aus zwei Teilen: dem Zampern und dem Fastnachtsumzug.

Beim Zampern ziehen die sogenannten Zamperakis bunt verkleidet und mit Blasmusik durch das Dorf, um den Winter zu vertreiben.  Sie besuchen so jedes Haus im Dorf, um Speck, Eier oder Geld als Spenden einzusammeln. Am Abend essen die Zamparakis dann die Eier mit Speck und Brot, um sich für den Fastnachtsumzug am kommenden Tag zu stärken.

Der Fastnachtsumzug wurde ursprünglich begangen, um das Ende der Spinte zu feiern. Außerdem wurde feiern das „Neue“ und  man bedankte sich bei denen, die in der Vergangenheit für Recht, Ordnung und Wohlstand sorgten. Indem man Gemeindevertreter und Gönner des Dorfes in der feinen Festtagstracht besucht und sich mit Tänzen auf dem Hof bedankt, begeht man diesen Brauch noch heute.

Radduscher Heimat- und Trachtenverein beim Fastnachtsumzug

Die Vogelhochzeit

Am 25. Januar jeden Jahres feiern die Kinder in vielen Oberlausitzer Orten die Vogelhochzeit. Die Sage erzählt, dass sich an diesem Tage die Elster mit dem Raben vermählt. Die Kinder stellen am Vorabend Teller auf die Fensterbretter, auf Türschwellen oder ins Freie und die Vögel füllen die Teller dann mit Geschenken von ihrer Hochzeit: Nüsse, Äpfel, Süßigkeiten oder Gebildbrote (gebackene Figuren). Die Vögel bedanken sich so für das Futter, das sie im kalten Winter von den Kindern bekommen.

Ostereier bemalen

Jeder kennt sie oder hat sie zumindest schon mal gesehen: sorbische Ostereier. Kunstvoll und aufwendig verziert durch Ornamente, Muster oder Bilder, die eine Geschichte erzählen. Das Verzieren von Ostereiern ist ein fester Bestandteil der Osterbräuche der Sorben. Diese Muster sollen im Volksglauben bestimmte magische Effekte auf den Beschenkten haben. So ist es zum Beispiel Tradition, die Patenkinder zu Ostern mit gefärbten und bemalten Eiern zu beschenken.
Heutzutage stehen für viele der ästhetische Eindruck und die dekorative Wirkung der kunstvollen Eier im Mittelpunkt. Mittlerweile sind Sorbische Ostereier auch unabhängig von der Jahreszeit ein beliebtes Geschenk zu persönlichen Jubiläen und Anlässen über das ganze Jahr.

Wie Sie die traditionellen sorbischen Ostereier selbst bemalen könnt, zeigen wir Euch in diesem Artikel.

 

 

 

 

 

 

 

 

Osterwasser holen

Am Ostersonntag, noch vor Sonnenaufgang, gehen die Mädchen mit Krügen und Kannen zu Quellen oder klaren Wiesenbächlein, um Osterwasser zu holen. Das Wasser kann Schönheit verleihen und die Gesundheit erhalten. Beim Holen des Osterwassers darf aber nicht gesprochen werden. Weder auf dem Hin- noch auf dem Rückweg. Sonst verliert das Wasser seine Wirkung und wird zum „Quassel-Wasser“, welches stattdessen für ein Wortreiches Jahr sorgt.

Mädchen beim holen des traditionellen Osterwassers, Bild: Peter Becker

 

Die sorbischen Osterreiter

Jeden Ostersonntag versammeln sich in vielen Orten der Lausitz die Osterreiter und ziehen aus, um die Frohe Botschaft von der Auferstehung Christi zu verkünden. Die Tradition geht bis auf das 16. Jahrhundert zurück.

Unterwegs im Spreewald

Osterreiter erreichen Klein Radden

Das Maibaumstellen

Der Maibaum gilt als lebensspendende Kraft und wird am Abend des 30. April in vielen Gemeinden gesetzt. Aufgestellt wird er meistens auf einem Festplatz, vor dem Rathaus oder vor dem Gemeindeamt. Damit im Heimatort der schönste Maibaum steht, hat die Jugend des Ortes viel zu tun: Eine große Fichte oder Kiefer muss gefällt und der Stamm geschält werden und anstelle des Wipfels kommt obenauf ein Birkenbäumchen. Ein Kranz, mit bunten Bändern geschmückt, wird von den Mädchen des Ortes gewunden. Da die Burschen aus den Nachbardörfern den Maibaum gern umwerfen oder gar stehlen, muss er die ganze Nacht von der Jugend bewacht werden, sonst wäre es eine große Schande für den ganzen Ort.

In einigen Orten wird der Baum mit bunten Bändern „umtanzt“, Foto: Peter Becker

Maibaum aufstellen, Foto: Peter Becker

Hahnrupfen und Hahnschlagen

Diese sorbischen/wendischen Bräuche lassen sich auf ein heidnisches Fruchtbarkeitsritual der slawischen Bevölkerung zurückführen. Ein alter Hahn wurde  auf dem abgeernteten Getreidefeld geopfert, um für die Fruchtbarkeit des Ackers im kommenden Jahr zu sorgen. Noch bis ins 17. Jhd. wurden Hähne dabei getötet. Auch heute noch findet der brauch in stark abgemilderter Form statt.

Beim Hahnrupfen wird ein bereits geschlachteter Hahn, der seine glücklichsten Jahre auf Bauers Wiese verbrachte, an einem reich verzierten Tor angehangen. Darunter reiten die Jungen des Dorfes auf ihren Pferden entlang. Wer dabei den Kopf des Hahnes ergattert, wird erster Erntekönig. Wer die Flügel erhascht, ist immerhin Zweiter und Dritter.

Das Hahnschlagen entstand in Kriegszeiten, als es in der Region nur wenig Pferde gab.  In der Nähe liegt eine Holzplatte mit einem umgedrehten Topf darauf. Die Jungen müssen dann mit verbundenen Augen und einem Dreschflegel bewaffnet den Topf erst finden und dann drei Mal mit dem Dreschflegel treffen. Wer das schafft, kommt in die nächste Runde. Das wird dann so lange wiederholt, bis ein Junge übrig bleibt und zum Erntekönig ernannt wird. Der Hahn ist hier nur Betrachter des Schauspiels. Er sitzt an einem schattigen Plätzchen neben dem Schauspiel, um am Ende meistbietend versteigert zu werden. Die Erntekönige dürfen sich am Ende ihre Königin unter den unverheirateten Mädchen des Dorfes wählen und der Abend klingt mit Tanz und Musik aus.

Mit vollem Einsatz beim Hahnenschlagen

Traditionelles Hahnschlagen, Foto: Peter Becker

Rauhnächte – keine Wäsche zwischen Weihnachten und Neujahr?

Haben Sie schon mal von den sogenannten Rauhnächten gehört? Die Rauhnächte beginnen traditionell mit der Nacht auf den ersten Weihnachtstag und enden mit der Nacht zum 06. Januar. Diese 12 Nächte stehen für die 12 Monate des kommenden Jahres. Jede Nacht steht also für ein Omen eines Monats. Die Rauhnächte heißen übrigens so, weil man früher in den Nächten die Häuser und Ställe mit Kräutern geräuchert hat. Damit wollte man Geister und Dämonen fern halten. Doch wenn man während dieser Nächte Wäsche aufgehängt hat, konnte es den Überlieferungen nach passieren, dass die Geister in die zu trocknende Wäsche gefahren sind. Den Träger erleidet im folgenden Jahr Krankheit oder Tod.

Wendische und Sorbische Tracht

Die Wendische und Sorbische Tracht war lange Zeit ein fester Bestandteil der Alltagsmode im Spreewald. Heute feiert sie ihre Renaissance und wird wieder zunehmend nicht nur bei Festen und Veranstaltungen im Spreewald getragen. Bis in die zwanziger Jahre waren die Trachten ein fester Bestandteil dörflicher Traditionen und spiegelten die Herkunft und den Wohlstand der Familie wider. So konnte man anhand der Stoffqualität, Farben, Schnitte und Verzierungen erkennen, aus welcher Ortschaft die Trägerin stammte und in welcher wirtschaftlichen Lage sie sich befand.

Wie die Spreewälder sich heute modisch mit den Trachten auseinander setzen, lesen Sie in diesem Artikel zur sorbisch, modernen Designerin Sarah Gwiszcz und Trachtenstickerin Christa Dziumbla.

 

 

 

 

 

 

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