Zu Besuch beim Spreewälder Original Jens-Uwe Möbert

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Gelebte Geschichte, im wahrsten Sinne des Wortes. Mitten in Burg (Spreewald) findet man einen der letzten Haufenhöfe (mindestens drei Gebäude) der Region in typischer Blockhausbauweise. Und genau dort hat sich „Urlaubsreich Spreewald“ mit Hausherr und Holzrestaurator Jens-Uwe Möbert getroffen.
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Auf 16 Findlingen steht die heutige Töpferei.

Burg (Spreewald). Irgendwie ist es magisch, verzaubert. Willkommen in der Vergangenheit. Spreewälder Vergangenheit. „Mittlerweile haben wir auf unserem Grundstück fünf historische Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert stehen“, sagt Jens-Uwe Möbert, während unser  Rundgang am Galeriehaus startet. Und weiter: „Heute finden Sie hier die Töpferstübchen meiner Frau Ilona. Früher war das Gebäude eine alte Scheune, die abgerissen werden sollte. Doch das hätte mir in der Seele wehgetan. So habe ich mit Freunden die Scheune abgetragen und wieder restauriert.“ Aber Moment. Das klingt so nach Abschluss. Nach Fertigstellung. Dem ist natürlich nicht so. „Es gibt immer wieder etwas zu tun. Meiner Frau habe ich gesagt, dass ich mit dem Haus an einem Donnerstag fertig werde. Aber an welchem Donnerstag genau, weiß ich noch nicht“, lacht der Holzrestaurator, der seit 33 Jahren für die Stiftung Park und Schloss Branitz tätig ist. Schreiben wir jetzt von Beruf und Berufung? Ach, das müssen wir gar nicht. Denn die Begeisterung, diesen Enthusiasmus merkt man Jens-Uwe Möbert einfach an. Und wir lernen … Zum Beispiel, dass Spreewälder Blockhäuser früher auf Findlingen gebaut wurden. Wegen der feuchten Wiesen. 16 dieser Steinbrocken sind es übrigens beim Galeriehaus. „Deshalb heißt sie auch Töpferei auf 16 Findlingen“, erklärt der gebürtige Cottbuser, während wir an einem Stall entlanglaufen. Der ist Baujahr 1850. Ein Zeuge der Geschichte mit seiner ganz eigenen Geschichte. Jens-Uwe Möbert: „Ich sammle keine Häuser. Aber als ich dieses alte ‚Baba-Jaga‘-Haus gesehen habe und es zum Abriss stand, war klar: Das muss erhalten bleiben.“ Also wurde es abgetragen, wieder aufgebaut. In Lego-Bauweise. Und die funktioniert so: Jeder Balken bekommt eine Zahl, jedes Ende eine Himmelsrichtung. Letztlich wird alles nach dem Umzug wieder zusammengesetzt. „Das klingt natürlich ganz einfach. Aber die Restaurierung  hat circa vier Jahre gedauert“, sagt Jens-Uwe Möbert, der im Jahr 1996 das Grundstück erworben und sich damit einen Traum erfüllt hat. Auch so eine tolle Geschichte … Wie gesagt, es ist das Jahr 1996. Raus aus der Zwei Raum-Wohnung, setzt er sich aufs Rad und fährt herum.

 

Grundstück Nummer 17

Jens-Uwe Möbert zeigt es: Spreewälder Blockhäuser wurden früher auf Findlingen gesetzt.

Der 53-Jährige: „Ich wollte schon immer ein altes Haus mit Geschichte, Charme und Seele haben. Also ging ich auf die Suche und habe auf einem Lageplan verschiedene interessante Flurstücke eingezeichnet. Danach wiederum versuchte ich, über die Nachbarn an die Eigentümer zu kommen.“ Eine mühevolle Arbeit, aber immer vergebens. Bis Grundstück Nummer 17 kam. „Es war komplett mit Flieder  zugewachsen. Die Nachbarn werden sicher nicht einmal gemerkt haben, dass hier noch ein Haus aus dem 18. Jahrhundert steht. Entsprechend desolat ist der Zustand gewesen“, meint der Restaurator.

 

50 Reichstaler Restschuld

Blick auf das historische Ensemble von der heutigen Töpferei und des „Baba-Jaga“- Hauses, wie es Jens-Uwe Möbert nennt.

Keine Frage: 99 von 100 Interessenten hätten die Finger davon gelassen. Aber einer nicht: Jens-Uwe Möbert. Und das hat seinen Preis … Keine Bange, die Geschichte ist lustig. Denn beim Kauf wird festgestellt: Auf dem historischen Grundstück liegt seit Ewigkeiten noch eine Restschuld. 50 Reichstaler. Ein Problem? Nicht wirklich. „Wir haben uns dann geeinigt, dass ich 50 D-Mark zahle“, lacht der Grundstückseigentümer und ergänzt: „Dies war eine der besten Investitionen in meinem Leben. Wenn wir heute mit meiner Frau Ilona heimkommen, genießen wir Tag für Tag dieses herrlich urige Gefühl, zu Hause zu sein. Ganz ehrlich: Wir brauchen gar keinen Urlaub, wir haben hier unser Glück.“ Gutes Stichwort. Wir stehen vor dem Wohnhaus. Jens-Uwe Möbert zeigt alte Bilder, wir sehen das Heute – und sind begeistert. Ganz einfach nur begeistert. „An der Klön-Tür unseres Wohnhaus habe ich schon mit der damaligen deutschen Bildungs- und Kulturministerin Johanna Wanka gestanden“, sagt Jens-Uwe Möbert.  Und keine Frage: Sie ist mindestens genauso begeistert gewesen wie wir heute.

 

Tipp:

▶ Der Verein IG Bauernhaus e.V. ist Eigentümer des Annemarie-Schulz-Hauses  in Burg (Spreewald), Byhleguhrer Straße 17.

Am 26. und 27. Oktober, jeweils von 13 bis 17 Uhr,  öffnet das vom ursprünglichen Standort abgebaute und am Schlossberghof letztmals in dieser Saison noch einmal seine Pforten.

▶ Der historische Haufenhof von Familie Möbert (www.keramik-moebert.de) ist Wissensstation auf ausgesuchten Führungen durch den Ort.